
Die Welt vor 30 Jahren war eine andere: Praktisch alle europäischen Automobilhersteller hatten eine Oberklasse-Limousine mit großem Sechszylinder und jahrzehntealter Tradition im Programm. Man denke nur an Alfa 164, Citroën XM, Lancia Thema, Opel Senator, Peugeot 605, Saab 9000, und viele andere. Heute sieht das ganz anders aus – keine der vorgenannten Marken ist heute noch in diesem Segment vertreten!
Diese Feststellung führt den Youngtimer-Liebhaber unweigerlich zu Fragen (zumindest ging es mir so, als mir das bewusst wurde): Welche Modelle waren nochmal die Letzten ihrer Art? Und zu welchem Preis sind die finalen Oberklasse-Fahrzeuge der europäischen Marken heute noch zu haben?

(Bildquelle: mobile.de)
Ich finde den Blick auf „die Letzten ihrer Art“ in diesem Beitrag aus zweierlei Gründen spannend. Zum einen war ich in vielen Fällen überrascht, weil wenig präsent diese Modelle teilweise noch sind – im Status des Klassikers sind die meisten noch nicht angekommen. Zum zweiten war ich überrascht, wie unterschiedlich sich ihre Marktpreise entwickelt haben. Aber, der Reihe nach…
Die europäische Oberklasse Stand 1995 – und was aus ihr geworden ist
Wer vor 30 Jahren ein Fahrzeug der Oberklasse kaufen wollte, hatte die Qual der Wahl. Nehmen wir an, wir befinden uns im Jahr 1995 und ich suche eine große, moderne Limousine. Es soll auf jeden Fall ein Fahrzeug eines namhaften, europäischen Herstellers sein. Außerdem lege ich Wert auf (mindestens) sechs Zylinder und über 200 PS Leistung. (Das war damals eine Menge, ein Golf GTI lag 1995 bei 115 PS.)
Mit diesem Suchprofil komme ich spontan auf 13 echte Alternativen (!) – siehe nachfolgende Tabelle, linke Spalte.
Wieviele dieser 13 Modellfamilien haben bis heute überlebt? Lediglich vier von 13, siehe mittlere Spalte. Weniger als ein Drittel! Es ist beeindruckend, wie krass sich das Angebot in der europäischen Oberklasse in drei Jahrzehnten dezimiert hat. Im Umkehrschluss bedeutet das: Unter diesen 13 Modellfamilien gibt es also neun „Letzte ihrer Art“ – siehe rechte Spalte.
Stand 1995 | Stand heute | Letzter seiner Art |
---|---|---|
Alfa Romeo 164 3.0 V6 | — | Alfa Romeo 166 3.2 V6 (2007) |
Audi A6 2.8 | Audi A6 55 TFSI quattro | — (kein Ende in Sicht) |
BMW 535i | BMW 530e | — (kein Ende in Sicht) |
Citroën XM 3.0i V6 24V | — | Citroën C6 3.0 V6 (2012) |
Fiat Croma 2500 V6 | — | Fiat Croma 2.2 (Typ 194) (2010) |
Ford Scorpio Ghia 2.9 V6 | — | Ford Scorpio Ghia 2.9 V6 (1998) |
Lancia Thema 8.32 (bis 1992) | — | Lancia Thema 3.6 V6 (2014) |
Mercedes-Benz E320 | Mercedes-Benz E450 | — (kein Ende in Sicht) |
Opel Senator 3.0i 24V (bis 1993) | — | Opel Senator 3.0i 24V (1993) |
Peugeot 605 3.0 V6 24V | — | Peugeot 607 3.0 V6 24V (2010) |
Renault Safrane 3.0i Bi-Turbo | — | Renault Vel Satis oder Latitude 3.0 dCI (2012) |
Saab 9000 CD 3.0 | — | Saab 9-5 3.0t V6 (2011) |
Volvo 850 T5-R (Kombi) | Volvo V90 T6 | — (kein Ende in Sicht) |
(Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass der Jaguar S-Type in dieser Liste nicht aufgeführt ist, da er 1995 noch nicht verfügbar war.)
Ich finde die Letzten ihrer Art auch deswegen so interessant, weil sie vom Youngtimer-Markt meistens noch nicht so richtig entdeckt wurden. Die Modelle aus den 2010er Jahren sind bei den meisten Liebhabern noch nicht auf dem Radar und dementsprechend teilweise noch sehr günstig zu haben.
Die Letzten ihrer Art!
Werfen wir einen Blick auf die Marktlage und das Preisniveau der „Letzten ihrer Art“.
Alfa Romeo 166 (1998-2007)
Der Alfa Romeo 166 war der Nachfolger des legendären 164, erwies sich aber leider nicht mehr als Erfolg. Insgesamt wurden in neun Jahren 96.575 Exemplare produziert. Vom Vorgänger, dem Alfa Romeo 164, waren in zehn Jahren noch 273.000 Exemplare hergestellt worden – fast drei Mal so viel!
Bei mobile.de gibt es Stand heute überschaubare 47 Inserate des 166, davon 30 in Deutschland. Wenn man die weiter eingrenzt auf max 150.000 Kilometer Laufleistung, bleiben noch ganze 10 Fahrzeuge übrig. Diese befinden sich in einem Preisgefüge zwischen 6.000 und 12.000 Euro. Mit 10.000 Euro ist man beim Alfa Romeo 166 heute noch im oberen Preisniveau unterwegs!

Für 10.000 Euro bekommt man beispielsweise diesen Alfa Romeo 166 3.0 V6 in der Top-Ausstattungslinie „Distinctive“. Das Fahrzeug entstammt der ersten Serie aus dem Jahr 2000 (vor dem Facelift also) und hat laut Inserat nur 98.000 km gelaufen, belegt durch ein beim Alfa-Händler geführtes Scheckheft. (Und während ich diesen Beitrag schreibe, hat sich der Preis von 10.950 auf 9.950 Euro reduziert.) Das ist ein Inserat, das tatsächlich Lust auf den 166 macht!

Hier ein paar Fotos zum Träumen aus dem Inserat. Man bekommt ganz offensichtlich ein sehr gepflegtes Fahrzeug in einer seltenen Farbe – und mit dem legendären Alfa-V6, auch Busso-V6 genannt. Laut EVO-Magazin aus dem Jahr 2011 ist das „der best-klingende V6 aller Zeiten“, und laut Jeremy Clarkson einer der drei besten Verbrennungsmotoren aller Zeiten. (Hier kann man bei Bedarf etwas mehr zum Busso-V6 lesen.)
Bildquelle: mobile.de
Dieses Fahrzeug wäre für mich ganz nah dran am optimalen Alfa 166. Mit Scheckheft, wenig Kilometern, und dem Busso-V6. Noch lieber wäre mir als Liebhaberauto allerdings ein Handschalter. Wenn man so ein Fahrzeug heute in so gepflegtem Zustand für unter 10.000 Euro bekommt, ist das doch sehr viel Auto fürs Geld – und eben die letzte große Limousine von Alfa Romeo!
Citroën C6 (2005-2012)
Der (mittlerweile auch schon legendäre) Citroën XM war bereits im Jahr 2000 ausgelaufen, da kam mit dem C6 in 2005 doch nochmal eine große Limousine von Citroën auf den Markt. (Der C6 ist immerhin 4,91 Meter lang!) Und mit der Top-Motorisierung im Citroën C6 3.0 V6 HDi kam er – unterstützt durch einen Biturbo – auf starke 241 PS.
Die Besonderheit des C6 liegt aber (wie es sich für einen teuren Citroën über Jahrzehnte gehörte) im Design. Seine Ästhetik lebt von interessanten Design-Zitaten wie der konkav gewölbten Heckscheibe (wie beim CX) und den rahmenlosen Seitenscheiben (wie beim DS). Der C6 erinnert damit ganz subtil an seine berühmten Vorgänger. Im Inneren bietet er viel Luxus mit Leder, Holz (einfach klasse: die Holzdeckel der Staufächer in den Türen), hydropneumatischem Fahrwerk (ist ja ein Citroën) und vielen Komfortfunktionen bis hin zu elektrisch verstellbaren Rücksitzen. Bei Interesse lohnt ein Blick in die Details des Citroën C6…

Bei mobile.de finden sich aktuell 51 Inserate, davon 46 in Deutschland. Ganze 16 Fahrzeuge davon haben weniger als 150.000 Kilometer gelaufen. Bemerkenswert ist, dass fast ausschließlich Diesel-Modelle im Angebot sind, viele mit dem Turbo-V6. Der Benziner schien nicht sehr populär gewesen zu sein.
Das Preisniveau guter Fahrzeuge liegt zwischen gut 10.000 und bis zu 30.000 Euro, zwei Fahrzeuge mit besonders geringer Laufleistung liegen aktuell sogar um die 40.000 Euro. Mein Eindruck ist, dass man für einen guten V6 als Exclusive mindestens 15.000 bis 20.000 Euro einkalkulieren muss. Insgesamt hat mich das Preisniveau des C6 in seiner Höhe überrascht.
Mir ist nach etwas Recherche beispielsweise dieses Inserat eines Citroën C6 Exclusive mit Biturbo-V6-Diesel und 241 PS als interessant ins Auge gefallen:

Ähnlich wie bei dem Alfa 166 fasziniert auch hier der Zustand auf den Fotos. Es scheint also auch hier noch Top-Autos zu geben, wenn auch zu einem höheren Preis als beim 166.
(Bildquelle: mobile.de)
Die Inserate des C6 vermitteln, dass überraschend viele Liebhaberfahrzeuge im Angebot sind, die aber auch bereits ihren Preis haben. Es ist eine schöne, individuelle Limousine – sowohl von außen als auch im Interieur. Ein echtes Schnäppchen ist sie aber nicht mehr, wie die Preise guter C6 zeigen.
Fiat Croma Typ 194b (2005-2010)
Ich habe den zweiten Fiat Croma („Typ 194b“) in meiner Tabelle der Vollständigkeit halber aufgenommen, gehe hier aber nicht weiter auf ihn ein. Warum? Der zweite und letzte Croma war schlicht keine große Fiat-Limousine mehr – es handelte sich bei ihm um einen Mittelklasse-Kombi, der im Rahmen einer Kooperation zwischen Fiat und GM auf Basis des damaligen Opel Vectra entstanden ist.

Der letzte große Fiat war also tatsächlich der (erste) Fiat Croma.
Ford Scorpio (1992-1998)
Der Nachfolger des legendären Granada wurde in zwei Generationen produziert – in der ersten Variante ab 1985, und ab 1992 in der zweiten, umfassend modellgepflegten Generation. 1998 wurde der Ford Scorpio dann ebenfalls ohne Nachfolger eingestellt.

Der zweite Ford Scorpio in der Bauform ab 1992 ist mitnichten ein Liebhaberauto. Man tat sich damals schon sehr schwer mit seiner eigenwilligen Optik, und diese Kritik hält in vielen Fällen bis heute an. Die Scorpios waren lange Zeit sehr billig (und sind es noch), nur wenige gute Exemplare haben dieses Tal der Tränen bis heute überlebt. Aktuell werden bei mobile.de bundesweit gerade einmal neun Fahrzeuge angeboten, von denen auch das teuerste – ein offenbar gut erhaltener Scorpio Ghia Turnier mit weniger als 100.000 Kilometern – noch ein gutes Stück unter 5.000 Euro liegt. Das könnte sich ändern – auch ein guter Opel Senator B 3.0 lag vor zehn Jahren in dieser Region und wird heute bei fast dem doppelten gehandelt.
Lancia Thema (2011-2014)
Der direkte Nachfolger des ersten, mittlerweile durchaus kultigen Lancia Thema war der Lancia Thesis. Über den Thesis und seine Verfügbarkeit am Markt habe ich in diesem Beitrag bereits ausführlich geschrieben. Nach dem Thesis kam allerdings nochmal ein Lancia Thema, der allerdings lediglich ein Derivat des Chrylser 300 M war. Das kam auf dem Markt nicht gut an – die Produktion des neuen Thema wurde nach nur drei Jahren wieder eingestellt! Gründe dafür waren die geringen Verkaufszahlen und der grundsätzliche Rückzug der Marke Lancia aus diversen europäischen Märkten.

Wer als Liebhaber den letzten großen Lancia haben möchte, sollte sich aus meiner Sicht also eindeutig auf den Thesis fokussieren und den letzten Thema geflissentlich übergehen…
Opel Senator B (1987-1993)
Der Opel Senator steht in der großen Tradition der früheren sog. KAD-Flagschiffe von Opel („Kapitän, Admiral, Diplomat“) und wurde in zwei Generationen gebaut. Mit dem ab 1987 produzierten Opel Senator B ging 1993 die automobile Oberklasse bei Opel final zu Ende.

Ähnlich wie beim Ford Scorpio hat sich auch sein Bestand in langen Jahren sehr niedriger Preise massiv dezimiert. Aktuell gibt es insgesamt noch 19 Angebote bei mobile.de, davon liegen immerhin sieben Fahrzeuge unter 150.000 km. Es gibt noch einzelne, unverbastelte Autos zu kaufen, die sich im Falle des Topmodells Senator 3.0i 24V im Preisniveau bis zu 10.000 Euro bewegen. Einen 3.0i-Zweiventiler bekommt man einige Tausend Euro günstiger.
Mir springt nach wie vor dieses Inserat ins Auge – ich hatte über dieses Inserat bereits in diesem Beitrag auf meiner Seite im Oktober 2024 ausführlich berichtet.

In meinem Beitrag aus Oktober finden sich auch einige Fotos aus dem Inserat. Ende Oktober lag der Preis noch bei 9.700 Euro. Der Markt tut sich also mit Preisen in dieser Größenordnung noch schwer. Immerhin – vor 15 Jahren lagen diese Fahrzeuge noch bei unter 5.000 Euro, es bewegt sich also allmählich etwas.
Peugeot 607 (2000 bis 2010)
Die Bezeichnung großer Peugeot-Limousinen beginnt mit der Zahl 6 – das war seit dem Peugeot 601 im Jahr 1934 immer so. (Die Ziffer „6“ in der Modellbezeichnung 601 rührte übrigens bereits damals von der Verwendung des Sechszylindermotors her.) Der letzte Peugeot mit der großen 6 vorne im Namen war schließlich der Peugeot 607, gebaut von 2000 bis 2010. Mit ihm ging die automobile Oberklasse bei Peugeot zu Ende.

Am Markt ist der Peugeot 607 heute noch ganz gut verfügbar. Bei mobile.de finden sich aktuell 39 Modelle, davon 38 in Deutschland, davon wiederum vier mit weniger als 150.000 Kilometern. Sein Preisniveau ist dabei noch überraschend niedrig.
Was kostet der teuerste derzeit im Angebot befindliche 607? Er liegt bei 5.700 Euro (und ist damit schon einsamer Spitzenreiter). Das Gros liegt deutlich unter 3.000 Euro! Auch das zeigt, wie niedrig der Peugeot im Moment am Markt bewertet ist.

Auffällig bei Betrachtung der Inserate ist, dass (a) die V6-Modelle ganz überwiegend die Dieselvariante haben, und dass (b) in zahlreichen Inseraten bereits gewisse Elektronikprobleme offenbart werden (Warnleuchten an, Bildschirm defekt, etc.). Inwiefern dieses Problem den Peugeot 607 häufiger trifft als andere Modelle aus der Zeit, kann ich nicht sagen.
Nichtsdestotrotz gibt es interessante Inserate. Wenn ich auf der Suche nach einem Peugeot 607 wäre, würde ich zum Beispiel mit diesem Fahrzeug – immerhin aus erster Hand – starten. Es handelt sich um das damalige Topmodell: Ein 607 Platinum V6 HDi – also der 2.7-Liter Biturbo-Diesel mit 204 PS (der damals in für einen Diesel ansehnlichen 8,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprintete).

Zwar haben die Stoßstangen einige kleine Kratzer, aber das Auto stammt immerhin aus erster Hand. Der Innenraum wirkt auf den Fotos noch sehr passabel. Als Platinum wurde der 607 mit Annehmlichkeiten wie Lederpolstern, Komfortpaket mit Memory-Funktion oder JBL-Soundsystem mit 12 Lautsprechern und CD-Wechsler etc. ausgestattet. Zusätzlich hat dieser 607 noch die Sitzheizung vorne und hinten an Bord.
(Bildquelle: mobile.de)
Für (unverhandelte) 2.890 Euro könnte man hier eine Menge Geld fürs Auto bekommen – und eben den letzten Peugeot seiner Art!
Renault Vel Satis (2002 bis 2009) und Latitude (2011 bis 2012)
Auch bei Renault stellt sich die Frage, welches Modell denn nun die letzte große Limousine war. Der Nachfolger des Renault Safrane war im Jahr 2002 der Renault Vel Satis, der bis 2009 produziert wurde. Der Vel Satis wiederum hatte noch den Renault Latitude als Nachfolger. Der Latitude hatte aber nicht mehr die Eigenständigkeit des Vel Satis und seiner Vorgänger, sondern entstand auf einer Plattform mit dem Nissan Maxima und wurde in Südkorea gebaut. Ein echter Renault ist der Latitude deshalb nicht mehr gewesen. Entsprechend gering war sein Verkaufserfolg in Europa: Eingeführt wurde er Anfang 2011, vom Markt genommen wurde er in Deutschland bereits wieder im Herbst 2012 – er wurde schlicht nicht gekauft.

Für mich ist die Sache deshalb klar: Der Letzte seiner Art ist der Renault Vel Satis!
Mit ihm hatte Renault ein letztes Mal Anlauf genommen und eine individuelle, extravagante Limousine auf den Markt gebracht. Wer sich das Design an dieser Stelle nochmal ausführlicher zu Gemüte führen möchte, kann hier einen Blick in den damaligen Vel Satis-Prospekt werfen. Ein Erfolg war der Vel Satis jedoch auch nicht: In den sieben Jahren Produktionszeit wurden in Deutschland ganze 5.380 Vel Satis in Deutschland zugelassen. Auch in anderen europäischen Ländern blieb der Verkauf des Vel Satis weit hinter den Erwartungen zurück, die rechtsgelenkte Version für den englischen Markt wurde mit dem Facelift sogar eingestellt.

Dementsprechend rar ist diese avantgardistische Limousine heute auf dem Markt. Ganze 12 Fahrzeuge finden sich bei mobile.de auf dem deutschen Markt. Nur zwei davon haben weniger als 150.000 km gelaufen – beide liegen im Preisbereich von 3.400 Euro. Andersherum gesagt: Kein einziger Vel Satis in Deutschland erreicht einen Wert von 4.000 Euro.
Einer der beiden Vel Satis unter 150.000 km steht direkt bei mir um die Ecke in Mönchengladbach. Es handelt sich hierbei auch direkt um das Topmodell Vel Satis 3.5 V6 24V in dunkelblau mit beigem Leder und Glasschiebedach – für den Angebotspreis von 3.399 Euro wäre das ein Startpunkt für die Suche.

Marginal größer ist das Angebot im Heimatland Frnakreich, LeBonCoin verzeichnet aktuell in ganz Frankreich immerhin 14 Vel Satis mit unter 150.000 km. Gute Modelle mit wenig Laufleistung liegen dann auch schonmal bei über 5.000 Euro. Es macht also beim Vel Satis besonders viel Sinn, in Frankreich zu suchen.
Saab 9-5 (2010-2011)
Zum Ende dieses Beitrags kommt mit dem Saab 9-5 nochmal ein „Letzter seiner Art“ in ganz besonderer Hinsicht: Das Ende dieser Baureihe war nicht nur das Ende der Oberklasse bei Saab, sondern leider auch das Ende des ganzen Unternehmens.

Der Saab 9-5 wurde ab 1997 als Nachfolger des Saab 9000 produziert und bekam 2001 eine erste und 2005 eine zweite, etwas größere Modellpflege. Bereits seit den frühen 2000er Jahren wurde an einer ganz neuen Generation des 9-5 entwickelt. Erste Bilder dieses neuen Saab 9-5 wurden im Juli 2009 veröffentlicht. Wegen der damaligen wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei Saab verzögerte sich der Produktionsbeginn aber noch bis Mitte 2010. Im Laufe des Jahres 2011 musste die Produktion immer wieder unterbrochen werden, da verschiedene Zulieferer Saab aufgrund von Zahlungsrückständen nicht mehr mit Teilen versorgten. Der Rest ist Geschichte: Im Dezember 2011 wurde die Produktion aufgrund der Insolvenz von Saab beendet. Vom zweiten 9-5 wurden insgesamt nur 11.280 Fahrzeuge produziert.
Dementsprechend wenig Fahrzeuge sind vom „letzten“ Saab 9-5 heute noch im Angebot. Wenn es sich dann noch um Fahrzeuge mit geringer Laufleistung und in gutem Zustand handelt, sind die Preise bereits deutlich höher als bei den bisher vorgestellten Modellen. Das zeigt zum Beispiel dieser Saab 9.5 2.0 Turbo Aero aus dem Jahr 2010 mit nur 27.500 km – ein echtes Liebhaberauto zum Preis von knapp 30.000 Euro.

Den Saab 9-5 der 2000er Jahre gibt es natürlich noch in größerer Stückzahl im Angebot. Beispielsweise steht hier ein 2000er Saab 9-5 3.0 Turbo V6 Griffin mit 112.000 Kilometern für 8.900 Euro zum Verkauf. (Funk Fact: Griffin war bei Saab sowohl eine gehobene Ausstattungslinie als auch die Bezeichnung des Kopfs im Saab-Logo. Im englischen bezeichnet Griffin ein Fabelwesen aus Löwe und Adler, das wir in deutsch als „Greif“ bezeichnen.)

(Bildquelle: mobile.de)
Den ersten Saab 9-5 bekommt man also auch als Topmodell heute noch zu durchaus vertretbaren Preisen!
Mein Fazit
Nach diesem ausführlichen Beitrag ist es Zeit für ein Fazit. In Kurzform fällt das für mich so aus:
Ein Teil dieser Letzten ihrer Art beinhaltet noch unentdeckte Klassiker zu günstigen Preisen. Ein zweiter Teil ist bereits als angehender Klassiker erkannt und bepreist. Ein dritter Teil wird nie ein Klassiker werden.
Diese drei Gruppen würde ich aus meiner subjektiven Sicht wie folgt definieren:
- Ich war überrascht, dass auch die damaligen Topmodelle von Alfa Romeo 166, Ford Scorpio, Peugeot 607 und Renault Vel Satis heute in gutem Zustand noch so günstig zu haben sind. Ich halte das für angehende Klassiker, deren Wert bei gutem Erhaltungszustand in Zukunft steigen dürfte.
- Anders liegt der Fall bei Citroën C6 und dem letzten Saab 9-5: Hier sind die Preise für besonders gute Fahrzeuge am Markt bereits deutlich höher angesiedelt. Wo man in Gruppe 1 unter 10.000 Euro liegt, muss man hier eher mit 20.000 Euro planen.
- Kein Potenzial zum Klassiker würde ich beim letzten Fiat Croma, Lancia Thema und Renault Latitude sehen: Sie waren zu deutlich erkennbar nur Konzernautos mit einem neuen Marken-Badge, die der Markt nicht als Fiat, Lancia oder Renault akzeptiert hat.
Und wenn ich mir einen der Letzten ihrer Art aussuchen dürfte? Ich wäre hin- und hergerissen zwischen einem handgeschalteten Alfa Romeo 166 3.2 V6 24V, der den berühmten Busso-V6 in finaler Bauform mitbringt, und einem Citroën C6 3.0 V6 Exclusive, der so großartig die klassischen Besonderheiten großer Citroën-Limousinen in die Moderne übersetzt! 😊
Welchen würdet Ihr wählen? Ich freue mich wie immer über Eure Kommentare unter dem Beitrag!
Guter Bericht!
Aber:
Es gab auch noch andere Kandidaten:
– Nissan Maxima
– Mitsubishi Sigma
– Mazda 929 (bis 1992)
– Toyota Camry
– Honda Legend
– Buick Park Avenue
und bestimmt noch ein paar andere.
Außer dem Camry gibt es glaube ich kein Modell mehr.
Das stimmt – danke für die interessante Auflistung! Meinen Beitrag hatte ich von vornherein auf die europäischen Traditionsmarken fokussiert und die Japaner (und auch Amerikaner, man denke an Oldsmobile etc.) dieser Zeit gar nicht betrachtet.
Ein sehr kundiger und schöner Beitrag, der einem vor Augen führt, wie vielfältig die Automobilszene mit ihren verschiedenen Modellreihen einmal war. Wenn man da auf das heutige Angebot blickt: immer mehr sich ähnelnde Autos in schwarz, silber und weiß. Während man früher die verschiedenen Marken „auf den ersten Blick“ erkennen konnte gelingt (zumindest mir) das heute nicht mehr. Ohne Firmenlogo könnte ich die Autos gar nicht mehr auseinanderhalten, zu sehr ähneln sich die Designs. Auffällig ist bei den Inseraten, dass die Autos durchweg hervorragend ausgestattet sind. Eigentlich allesamt Schnäppchen. Aber ob sich jemand bei Wartung und Reparaturen auskennt und ob Teile verfügbar sind ? Das wäre zu klären. Als Selbstschrauber sind mir persönlich Klassiker lieber, die mal zu zig- oder gar hunderttausenden die Straßen bevölkert haben. Die Teilesituation ist da sehr viel entspannter. Viele Grüße Martin