
Es war schön, wieder auf der TechnoClassica in Essen gewesen zu sein! Sie ist ihres Zeichens immerhin die größte Oldtimer-Messe der Welt. Über die knapp 2.700 Fahrzeuge, die in diesem Jahr durch Händler und Clubs ausgestellt wurden, könnte man ein dickes Buch schreiben. Das habe ich an dieser Stelle nicht vor, sondern beschränke mich auf meine Favoriten aus dem Youngtimer-Segment. Über die vielen Oldtimer werden noch genug andere Seiten berichten 😉
Kompakte Raritäten
Seltene und (in meinen Augen) faszinierende Youngtimer müssen nicht groß sein. Starten wir die Youngtimer-Tour deshalb mit ein paar erlesenen Kompakten. Direkt hinter dem Eingang stand in Halle 7 beim Youngtimer-Händler KLEIN ein VW Polo G40 Coupé aus dem Jahr 1988 in Tornadorot zum Verkauf. Aus dritter Hand und mit 147.000 km wirkte es sehr gut erhalten. Einzig der authentische Kühlergrill mit roter Umrandung und G40-Schriftzug fällt mir spontan als fehlend auf. In jedem Fall ist dieses Auto eine Rarität, denn auf Basis des „alten“ Polo 86C wurden von 1987 bis 1989 insgesamt nur 1.500 Fahrzeuge als G40 produziert. (Ins reguläre Modellprogramm wurde der G40 erst 1991 mit dem Polo 2F aufgenommen.) Dieser Polo G40 kostet 17.900 Euro – nicht geschenkt, aber viel günstiger wird man so ein Auto wohl nicht bekommen.
Interessanterweise gab es noch einen Polo G40 von 1989 auf der TechnoClassica, der jedoch bei den VW Clubs von einem Mitglied der Polo-IG ausgestellt und nicht zum Verkauf angeboten wurde.

Interessant fand ich auch ein Vorserienmodelle des Opel Corsa A, das mit Baujahr 1984 für 14.999 Euro zum Verkauf angeboten wurde. Dieses Fahrzeug soll über mehr als 30 Jahre in einem Ausbildungszentrum gestanden und deshalb bis heute nur 158 km gelaufen haben. Faszinierend!

Aus meiner Sicht ebenfalls eine Versuchung war das VW Golf I Cabriolet „Etienne Aigner“ in Halle 7. Das Cabriolet war ab 1990 in drei verschiedenen Farbtönen erhältlich; hier handelt es sich um das Modell in bordeaux-perleffekt mit dem farblich passend abgestimmten Interieur. Bis hin zu den unzähligen Aigner-Logos auf den Sitzen, der Persenning und den vorderen Kotflügeln ist das ein zeitgenössischer Klassiker, der hier mit 171.000 km Laufleistung für 15.900 Euro angeboten wird. Wenn der Zustand technisch so gut ist wie optisch, ist auch das ein Beispiel für einen Messepreis, der für mich in Ordnung geht.
Die Liste der reizvollen Kleinen ließe sich fortsetzen. Ganz allgemein finde ich auch die Youngtimer faszinierend, die damals auf den Straßen nichts besonderes waren, heute aber in sehr gutem Erhaltungszustand aus erster Hand zu echten Raritäten geworden sind.

Voll im Trend: AMG-Modelle der 90er Jahre
Natürlich gab es unzählige Klassiker von Mercedes im Angebot. Beeindruckend fand ich auch die vielen Mercedes-Clubs, die in Halle 1 besonders schöne Exemplare ausgestellt haben. Auffällig fand ich dieses Jahr, dass viele frühe AMG-Modelle einen besonders prominenten Platz auf der TechnoClassica gefunden hatten.

Ein schönes Beispiel ist dieses 1989er Mercedes 560 SEC 6.0-4V AMG Widebody Coupé. Von diesem Fahrzeug wurden bei AMG in Affalterbach insgesamt nur 50 Stück gebaut. Entsprechend hoch ist der Preis dieses Exemplars, das mit 35.076 km Laufleistung innen wie außen wie ein Neuwagen dastand: 649.000 Euro möchte Rosier Classic für dieses Auto haben! 😳
Das Auto hatte viele nette Details. Wer genau hinsieht, entdeckt in den Rundinstrumenten sogar liebevoll aufgebrachte Glassteinchen in verschiedenen Größen, die bei Beleuchtung nachts sicher nett funkeln.

Hätte ich mir einen Youngtimer von der TechnoClassica aussuchen und mitnehmen dürfen, stünde dieser SEC vermutlich recht weit oben auf meiner Liste. Interessant ist auch dieser Mercedes SL 73 AMG aus dem Jahr 2000. Laufleistung von 33.500 Kilometern, 50 Mal gebaut, Leistung 525 PS – das alles kann nicht billig sein: Sein Kostenpunkt liegt bei 730.000 Euro.

Ein Schnäppchen ist im Vergleich dazu dieser Mercedes SL60 AMG. Dieses Exemplar vom Händler Thiesen hat 49.800 Kilometer gelaufen, wurde immerhin 633 Mal gebaut und stammt aus dem Vorbesitz von Willy Weber. Heute soll dieser R129 noch 145.000 Euro kosten (man gewöhnt sich bei den raren AMG an die sechsstelligen Preise…).
Bei den Mercedes-Clubs gab es ebenfalls interessante AMG-Modelle zu sehen, die nicht zum Verkauf stehen. Hierbei handelt es sich um ein Mercedes 300 CE-24 Cabriolet aus dem Jahr 1992, das ab Werk mit AMG-Optik-Paket bestellt wurde. Auf Sonderwunsch wurde das Fahrzeug dann außerdem noch mit einer ganz speziellen Lederfarbe im Interieur ausgestattet.
Eine Rarität ist auch ein solches Mercedes E36 AMG T-Modell, das auf der Messe aktuell für 74.900 Euro angeboten wird. Im Vergleich zu den bisherigen Modellen geradezu ein Schnäppchen! 😉

300 SL aus Aruba – Rarität mit unter 10.000 Kilometern?
Manchmal bin ich auf der TechnoClassica auch mit inneren Fragezeichen konfrontiert. So wie bei diesem signalroten Mercedes 300 SL: Meine erste Reaktion war Begeisterung über die Laufleistung von nur 9.974 Kilometern. Toll, das gibt es bei einem R129 nicht mehr oft. Ach, interessant, er hat nur einen Vorbesitzer und ist auf Aruba gelaufen (habe ich nachsehen müssen: Das ist eine niederländische Karibikinsel vor der Küste Venezuelas). Merkwürdig finde ich jedoch, dass nach nicht einmal 10.000 Kilometern der Lenkstockhebel so abgenutzt ist, dass man die aufgedruckte Beschriftung kaum noch sehen kann. Auch Lenkrad und Automatik-Wählhebel sehen recht abgegriffen aus. Wie passt das zusammen? Dritte Auffälligkeit: Das Kombiinstrument ist nicht mehr original, sondern wurde getauscht. Das hier ist eines mit 30 km/h-Zonen Markierung und digitaler Kilometeranzeige, das kam 1995, da gab es keinen 300 SL mehr. Was das alles in allem zu sagen hat, kann ich natürlich auch nicht sagen. Gedacht habe ich mir nur „Augen auf beim Autokauf“… 🤔
Viele 911 Turbo aller Generationen
Natürlich trifft man auf der TechnoClassica viele Fahrzeuge aus dem Hause Porsche. Mein Eindruck ist der, dass zunehmend auch Youngtimer von Porsche hier Einzug halten. Das betrifft vor allem die Modelle 964 und 993, von denen natürlich vor allem die raren Versionen wie die Turbos im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.
So gab es mehrere Porsche 964 turbo 3.6 auf der TechnoClassica zu sehen. Für mich ist der turbo 3.6 übrigens ganz nah am ultimativen Porsche – ich wüßte kein Modell, das ich lieber fahren würde. Dieses sehr schöne Exemplar in indischrot stammt aus dem Jahr 1993, hat rund 87.000 km gelaufen, und der Händlersticker in der Heckscheibe deutet mit Porsche Kopenhagen auf eine dänische Historie. Der Kostenpunkt von 375.000 Euro kommt mir dann aber doch ungewöhnlich hoch vor…
Aus der 993er Baureihe des 911 war ebenfalls der eine oder andere reizvolle Turbo zu sehen. Ein besonders starkes Exemplar war für mich dieser 1997er Porsche 911 turbo in arenarot met. aus erster Hand. Er verfügt über die werksseitigen Porsche Sportsitze, RS-Clubsport-Felgen und soll noch 195.500 Euro kosten. Ich vermute, viel günstiger kommt man nicht an einen 993 Turbo aus erster Hand.
Für mich ist außer Frage, dass auch der 996 zum Klassiker wird. Auf der TechnoClassica ist er noch kaum anzutreffen, aber einzelne Fahrzeuge gibt es bereits – wie zum Beispiel dieser 996 GT3 Clubsport. Der 996 war der erste GT3 überhaupt, sein wassergekühlter, 3,6 Liter Boxer stammt aus dem 911-GT1-Rennwagen und leistet hier 360 PS bei 7.200/min. Dieses Exemplar hat nur 34.900 km gelaufen. Das ist nicht viel, dennoch ist der Preis von 139.900 Euro erstaunlich hoch. Vielleicht könnte man ihn so interpretieren: Die Preise für derartige 996 bewegen sich stetig in die sechsstellige Richtung… 😉
Übrigens gibt es auf der TechnoClassica immer wieder auch Autos am anderen Ende der Preisskala. Automobile Akbari hatte zum Beispiel ein Porsche 968 Cabrio für 26.900 Euro dabei, das ich mir allerdings nicht näher angesehen habe, oder einen Mercedes SL 320 für 12.900 Euro.


Rarität auf dem Außengelände: Opel Omega Irmscher
Nach dem Corsa ist dies der zweite Opel, der mir ins Auge fällt: Ein Opel Omega Irmscher 3.6i. Einen Preis oder eine Beschreibung entdecke ich am Fahrzeug nicht, fühle mich aber durch das Auto in die Hochzeit der deutschen Tuner Ende der 80er Jahre zurückversetzt.
Besonderheiten aus Frankreich beim Citroën-Club
Eines meiner Highlights war auch das Engagement des Citroën-Clubs Deutschland mit seinen auf der Messe vertretenen Interessengemeinschaften.

Als Youngtimer-Fan finde ich den Citroën XM besonders interessant. Über meine Internetseite hatte ich bereits vor einigen Wochen Kontakt zu Petar, dem Technik-Referenten der Citroën XM-Interessensgemeinschaft. Ich habe ihn und seinen XM 3.0 V6 24V Pallas auf der TechnoClassica getroffen und viel über den XM lernen dürfen. Das war klasse – und wird in einem gesonderten Gastbeitrag von Petar in den kommenden Tagen hier zu lesen sein! 😊

Sehr gut gefallen hat mir, dass nun auch der Citroën C6 auf der TechnoClassica angekommen ist. Er stand zwar (noch) nicht beim Citroën-Club, aber immerhin auf einem edlen Teppich und direkt neben einem Mercedes W126-Coupé. Sehr stilecht!
Natürlich gab es aus Frankreich nicht nur Citroën, sondern auch ein bisschen Renault und Peugeot. Interessant fand ich zum Beispiel auch den Avantime, dessen Scheiben sich ohne verbleibende B-Säule komplett versenken lassen, wie bei S-Klasse Coupé und BMW 850i – das war mir so gar nicht bewusst.

Britische Youngtimer und meine Jaguar-Brille
Über Jaguar haben wir bislang noch gar nicht gesprochen – das liegt ganz einfach daran, dass ich einen eigenen Bericht zur TechnoClassica-Tour mit Jaguar-Brille verfasst habe. Da wird zum Beispiel dieser schöne 1991er XJ40 Sovereign 3.6 mit nur 51.000 Kilometern beschrieben, der es mir sehr angetan hatte.
Wer mehr über dieses Exponat und über Jaguar-Youngtimer auf der TechnoClassica 2025 wissen will, findet das in meinem Bericht zum „Rundgang durch die Jaguar-Brille“ auf meiner Seite x308.net.
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Und was macht die Jugend?
Zu guter letzt sei noch ein Aspekt erwähnt, der mich gedanklich durch die Messe begleitet hat. Ich frage mich, in welchem Maße sich die Jugend eines Tages für unser Hobby begeistern wird. Ich war vor einigen Wochen mit unserer Tochter auf der Equitana in Essen (das ist die weltgrößte Reitsportmesse) und habe dort ein anderes, u.a. auch viel jüngeres Publikum erlebt. Deswegen fand ich Aktionen wie „Opas Erbe“ von den Mercedes Benz-Clubs stark, die voll darauf zielen, Jugendliche emotional für klassische Autos zu begeistern!
Nach der TechnoClassica ist vor der Retro Classics Essen
Ab 2026 wird unsere Messe in Essen also unter dem Namen der Retro Classics laufen. Ich bin schon jetzt gespannt darauf, was sich ändern wird, und was erhalten bleibt. Hauptsache, es gibt wieder viele Youngtimer zu sehen und viele Gleichgesinnte zum Fachsimpeln 😉
Für uns gab es nach einigen Stunden Messe viele Eindrücke und Gespräche zu verarbeiten. Dazu bietet sich ein gemütliches Abendessen in Essen an. Eine gute Option ist aus Erfahrung meiner TechnoClassica-Besuche das Capobianco’s Little Italy, wenige Hundert Meter von der Messe entfernt.

Wer war von Euch auch auf der TechnoClassica 2025 unterwegs? Welche Messen sind Eure Favoriten? Ich freue mich wie immer über Kommentare unter dem Beitrag 😊
Hallo, ein schöner Bericht!
Bei den aufgerufenen Preisen für die Pretiosen wundere ich mich, ob diese Fahrzeuge tatsächlich gefahren werden oder eher als Geldanlage in einer Garage weggesperrt werden. Und ob es klug ist, angesichts des Elektrofahrzeug-Hypes, auf den es wohl langfristig hinauslaufen wird, einen Verbrenner als Invest zu kaufen?
Mein Herz schlägt für Klassiker, die ich im täglichen Verkehr nutzen kann, ok, nicht bei Salz und Sauwetter. Ein bisschen ärgert es mich, in den 40 Jahren, in denen ich Auto fahre nicht das eine oder andere Exemplar weggestellt zu haben. Ganz viele der heute hoch gehandelten Fahrzeuge (Mercedes 560 SEC, Porsche 911 2.7, Mercedes CE 300 AMG 3.2, Mercedes 190E, Porsche 924, Opel Manta A GT/E, Opel Monza 3.0 E, Audi Oettinger Coupe 20V, BMW 320i E30 usw.) hatte ich gefahren, die waren fast alle aus erster Hand und topgepflegt, aber so zwischen zehn bis fünfzehn Jahre alt, also Gebrauchtwagen am Tiefpunkt ihres Wertes. Zwei Beispiele: meinen 1976er Porsche 911 2.7 mit 165 PS in grandprixweiß und 147.000 km hatte ich für 10.600 DM bekommen, für meinen 1983er Mercedes 380 SEC in silberdistelmetallic mit 140.000 km musste ich gerade mal 3.850 DM hinlegen! Auf Schrottplätzen stapelten sich VW Käfer, Golf 1+2. Porsche 944 und 6er BMW’s waren bei jedem Fähnchenhändler zu haben und wer wollte damals einen Golf 1 Cabrio? „Mein“ Porsche 911 wird heute um die 70.000 EUR gehandelt, Tendenz steigend. Nur: wer hat den hellseherischen Blick, den Platz und auch den finanziellen Atem, die „richtigen“ Kisten zum Hochpreis-Klassiker reifen zu lassen? Zumal nicht alle durch die Decke gehen.
Mir macht das aber keine schlaflosen Nächte: ich bin jahrzehntelang mit schönen Autos zu günstigen Preisen gefahren und hatte Spaß. Außerdem tauchen auch heute noch immer wieder gehätschelte Ersthandexemplare auf, man muss halt flexibel sein, was die Ausstattung, Farbe, Motorleistung sein und schnell zuschlagen.
Aktuell besteht mein Fuhrpark aus einem 1991er Mercedes 300 SL (167.000 km), einem 2005er Mercedes CLK 200 Kompressor (71.000 km) und einem 2009er Golf 6 (51.000 km), alle gekauft vom Erstbesitzer, die beiden letzteren mit 4.900 bzw. 5.000 km) quasi im Neuzustand, aber weil „alt“ jeweils für kleines Geld.
Viele Grüße
Martin