
Ich erinnere mich noch gut an die Markteinführung des C140-Coupés, das im Jahr 1992 die S-Klasse der Baureihe W140 ergänzte. Die Neuauflage des S-Klasse-Coupés hat mich damals nachhaltig beeindruckt: Ein über 5 Meter langer Zweitürer, der in der Verbindung von Luxus und Technik neue Maßstäbe gesetzt hat. Oder, wie es Mercedes damals in seinem Verkaufsprospekt ausdrückte: „Sie finden in diesem Fahrzeug alles, was derzeit technisch machbar und sinnvoll ist.“

Rund 30 Jahre später ist aus diesem Flaggschiff ein hochinteressanter Youngtimer geworden, der – so mein Eindruck – erst allmählich in der Szene ankommt. Lange Zeit haben wir uns schwergetan mit dem Design, der Spitzname „Mörderbiene“ von damals hängt ihm noch nach. Ein Grund mehr, hier ein besonders schönes Exemplar aus dem finalen Baujahr 1998 näher vorzustellen, das über eine ziemlich umfangreiche Ausstattung verfügt.
Ich gebe das Wort hiermit gerne weiter an seinen Besitzer!
Ich muss gestehen: Die S-Klasse der Baureihe W140 hat es mir angetan! Mich begeistert, wie weit das Auto seiner Zeit voraus war. Mich begeistert, dass damals praktisch ohne Rücksicht auf Kosten entwickelt wurde und das Beste gerade gut genug war. Natürlich hat die Baureihe auch Schwächen, die insbesondere im Alter teuer werden, wie ich am eigenen Leib erfahren habe. (In diesem Beitrag auf mein-youngtimer.com berichte ich über die teuren Erfahrungen mit meiner S 600-Limousine der Baureihe W140.)
Meiner Begeisterung tat das keinen Abbruch. Man ist auch nach heutigen Maßstäben sehr komfortabel unterwegs, selbst lange Strecken sind im W140 ein Genuss. Inspiriert von einem Artikel über den C140 in einem einschlägigen Klassik-Magazin beschloss ich spontan, meinem S 600 L ein Coupé zur Seite zu stellen. Und da man aus Schaden klug wird, ging ich die Sache diesmal anders an…

Über meine Suche
Ich suchte konkret – anders als zuvor bei der Limousine – nach einem deutschen Auto aus dem letzten Baujahr mit dem M119-Achtzylinder. Vom Zwölfzylinder bin ich seit meinen Erfahrungen mit dem S 600 kuriert. Außerdem halte ich den Fünfliter-Achtzylinder M119 mittlerweile für den optimalen Motor im W140. Ich würde sogar so weit gehen, dass der M119 einer der besten Motoren ist, den Mercedes je gebaut hat. Nicht umsonst spricht man vom „Jahrhundertmotor“. Das letzte Baujahr 1998 habe ich bewusst ausgewählt, um mir Ärger mit Zündanlage und Kabelbaum zu ersparen. Ich finde außerdem die Optik nach dem Facelift beim C140 ansprechender, aber das ist Geschmackssache.

So wurde ich im November 2021 fündig: Angeboten wurde ein Mercedes CL500 aus dem Baujahr 1998 mit 151.000 km Laufleistung in brillantsilber met. mit Leder Exklusive im Zweifarbton schwarz/grau und mit der etwas selteneren Edelholz-Ausstattung in Kastanie. Ich war begeistert und vereinbarte umgehend eine Besichtigungstermin. Der CL präsentierte sich in gutem Zustand und war sogar scheckheftgepflegt.
Gesucht, gefunden: Mein CL 500
Gebaut wurde er im Mai 1998 und stand dann recht lange bei der Mercedes Niederlassung Hannover, ehe er im September 1998 für zwei Monate auf die Niederlassung zugelassen wurde.

Danach wurde er an eine Firma aus Hannover verkauft. Diese hielt den Mercedes rund zwei Jahre und 5.000 km, um ihn dann wieder bei Mercedes in Zahlung zu geben. Danach wurde er relativ schnell an einen Arzt verkauft, der den CL 500 recht lange fuhr, nämlich bis 2007 und in dieser Zeit über 100.000 km mit ihm zurücklegte.

In diesem Jahr wurde das Fahrzeug dann von einem freien Händler für ca. 15.900 Euro an einen älteren Herrn verkauft, der den Mercedes bis 2021 wenig gefahren ist. Er hat den CL dann an meinen Verkäufer weiter veräußert.
Bei meiner ausgiebigen Probefahrt im November 2021 habe ich lediglich eine überschaubare Zahl an Mängeln festgestellt: Gekürzte Federn rundum (Geschmackssache), Bremsscheiben an der Verschleißgrenze und defekte Motorlager. Ansonsten präsentierte sich der CL in einem sehr guten optischen und – was noch wichtiger ist – technischem Zustand. Nach kurzer Preisverhandlung wurden wir uns handelseinig und ich konnte den CL 500 mit nach Hause nehmen. Rückblickend eine gute Entscheidung!

Was war technisch seit 2021 an meinem CL 500 zu tun?
Nach dem Kauf bekam der Mercedes eine Inspektion, neue Bremsbeläge, Bremsscheiben und ich baute die gekürzten Federn zurück. Letzteres war nicht so einfach, da die Original-Federn des C140 über Mercedes nicht mehr lieferbar sind. Dann ersetzte ich noch die verschlissenen Gurte im Innenraum und hatte viel Spaß mit meinem CL.
Nach einiger Zeit musste die Servopumpe der Servoschließung ersetzt werden (gab es immerhin noch bei Mercedes). Das war es dann aber auch bis heute an außerplanmäßigen Reparaturen! Keine schlechte Bilanz, insbesondere im Vergleich zu meinem S600.
Ich sehe mich damit auch in meiner Strategie bestätigt. Offensichtlich sind gepflegte Autos mit Servicehistorie und höherer Laufleistung doch unkomplizierter. Ich sehe das auch am Beispiel meines BMW 750i der Baureihe E32, der mittlerweile 241.000 km gelaufen hat und sich (toi toi toi) mit teuren Reparaturen bis heute sehr zurückgehalten hat.

Über die Besonderheiten des C140
Zurück zum CL: Wie weit vorne der C140 als Luxus-Coupé zu seiner Zeit wirklich war, zeigt die Vielzahl an Besonderheiten, mit denen er in den 90er Jahren aufwarten konnte. Deshalb füge ich hier noch ein paar weitere Highlights an, die man zu dieser Zeit auch in einem Auto der Luxusklasse nicht ohne weiteres finden konnte.

Ich finde vor allem bemerkenswert, wie „leichtfüßig“ er sich im Vergleich zum 1994er S 600 bewegen lässt. Verantwortlich dafür ist meines Erachtens die damals relativ neue Fünfgangautomatik (und ergänzend dazu vielleicht auch das „elektronische Gaspedal“ der letzten M119-Generation mit Bosch ME-Motronic).

Er fährt sich relativ modern, macht aus seiner Größe und Masse aber auch keinen Hehl. Sehr schön finde ich die Volllederausstattung Leder Exklusive in Kombination mit der Holzausführung Kastanie, die erst spät im C140 als Alternative zum Wurzelnussholz eingeführt wurde.


Das ist mal was anderes. Schmunzeln lässt mich die Bedienung und die Funktion des Navigationssystems, die bei Mercedes im Jahr 1998 noch nicht über eine Kartendarstellung verfügte. Da sind wir heute wesentlich weiter. Faszinierend sind hingegen die Breitband-Xenon-Scheinwerfer mit auch heute noch relativ guter Lichtausbeute, wie ich finde.

Da wäre beispielsweise der Komfort dieses Coupés im Fond zu erwähnen, indem auch Erwachsene dank der enormen Fahrzeuglänge von 5,065 Metern gut sitzen können. Es gibt bis heute kaum Zweitürer auf dem Markt, die so lang sind. Auch das Nachfolgemodell des C140, der C215, war keine fünf Meter mehr lang. (Und sogar der bis 2020 gebaute C217 – bis auf weiteres das letzte Coupé der S-Klasse – war eine Idee kürzer als der C140.)



Mein CL 500 verfügt erfreulicherweise noch über eine Reihe an netten Sonderausstattungen, die die Ausfahrten mit ihm versüßen. Da wäre zum Beispiel das Schiebe-Hebe-Dach aus Glas, das den Innenraum noch heller wirken lässt.



Das Auto verfügt außerdem über die Sonderausstattung der Einbruch-Diebstahl-Warnanlage mit Innenraumabsicherung und Abschleppschutz. Diese ist zum einen am betreffenden Schalter in der Mittelkonsole sowie zum anderen an den Infrarotsensoren links und rechts seitlich am Dachhimmel zu erkennen.


Eine schöne Sonderausstattung ist das BOSE-Soundsystem des C140. Dabei gibt es einen Hochtöner zentral vor dem Innenspiegel, in den vorderen Türen jeweils einen Mitteltöner und ein Chassis für den Bass, im Fond einen Breitbänder im Fußraum, und in der Heckablage liegen 4 Basschassis.


Ein schönes Detail ist auch der Reiserechner der C140 mit Digitaldisplay. Seine Bedienung erfolgt über den charakteristischen Tastenblock mit acht kleinen Tasten, der unten hinter der Kulisse des Automatikwählhebels sitzt.


Damit endet mein Erfahrungs- und Erlebnisbericht zu meinem Mercedes C140, mit dem ich nach wie vor sehr glücklich bin. Für mich bleibt zu hoffen, dass meine Beziehung zu meinem CL 500 weiter ungetrübt und von teuren Defekten verschont bleiben wird. Aber da bin ich bei ihm eigentlich ganz optimistisch!<<

Vielen herzlichen Dank für diesen faszinierenden Erfahrungs- und Erlebnisbericht! Ich selbst habe nach der Lektüre (und der gemeinsamen Probefahrt) direkt begonnen, die einschlägigen Portale nach guten C140 zu durchforsten. Viele sind es nicht mehr, aber die Preise sind durchaus noch im Rahmen. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt… 🤔
Wie ist Eure Meinung? Ich freue mich wie immer über Kommentare unter dem Beitrag!