
Es ist Anfang Juli, der Sommer steht kurz vor seinem Höhepunkt. Damit wird es höchste Zeit für einen Roadtrip im Youngtimer! Wir haben uns mit drei Mercedes R129 (die dem aufmerksamen Leser bereits aus Artikeln früherer Jahre bekannt sind) wieder zusammengefunden und sind zu einem Roadtrip inklusive einer Übernachtung aufgebrochen.

Gestartet sind wir am Donnerstagmorgen in Mönchengladbach und zunächst über Autobahn bis nach Vlissingen in Zeeland, Südholland, gefahren. Dort begann der landschaftlich reizvolle Part der Reise: Entlang der Küste ging es über viele große Brücken bis nach Rotterdam!

Wir haben uns übrigens dieses Mal entschieden, die Navigation komplett ohne Smartphone und Internet zu bewältigen. Dazu hatte ich mir die 2025er Zuid-Nederlands-Karte von Michelin bestellt. Geklappt hat das gut. Bei der Routenplanung stehen wir zu dritt vor der großen Karte, unterwegs erleben wir die Geographie entlang der Route viel bewusster. (Ja, natürlich, schneller und sicherer geht es mit dem Smartphone, aber heute haben wir Zeit.)

Das schöne beim Kartenmaterial von Michelin ist übrigens, dass landschaftlich besonders reizvolle Straßen als „scenic routes“ hellgrün markiert sind. Beispielsweise ist die Strecke von Westkapelle über Domburg nach Ostkapelle so gekennzeichnet – die haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen… 😊 (Von diesem Abschnitt stammt auch das Titelfoto des Beitrags ganz oben.)

Kurz nach 13 Uhr kommen wir in Vlissingen an. Wir finden direkt am Hafen einen passenden Parkplatz mit drei Plätzen nebeneinander und machen uns auf zum Boulevard „Bellamypark“, an dem sich eine große Zahl netter Bars und Restaurants befindet.

In der Brasserie du Parc gibt es ein nettes Mittagessen, gefolgt von einem kurzen Spaziergang über die schöne Strand- und Hafenpromenade von Vlissingen.

An dieser Stelle ist es vielleicht an der Zeit, kurz etwas zu unseren drei Fahrzeugen zu sagen. Wir waren unterwegs in unseren drei R129, die interessanterweise einen großen Teil des damaligen SL-Spektrums repräsentieren:
- Mercedes 500 SL von 1989 in blauschwarz met. und Leder schwarz mit 326 PS (übrigens einer der ganz frühen R129 mit der Nummer 1.107, wie die VIN verrät)
- Mercedes 300 SL-24 von 1992 in brillantsilber met. und Stoff karo/schwarz mit 231 PS
- Mercedes 600 SL von 1993 in almadinrot met. und Leder Exclusiv schwarz mit 394 PS
Alle drei sind R129 der ersten Serie („Vor-MOPF“ oder „MOPF 0“) und haben damit eine Menge gemeinsam. Und dennoch sorgen die sehr unterschiedlichen Motorenkonzepte für ganz individuelle Fahreindrücke.
Der 300 SL-24 klingt sonor bis kernig und dreht gerne etwas höher als die anderen beiden Motoren. Er vermittelt damit am meisten sportliches Feeling, aber auch am wenigsten den Eindruck eines wirklich großen Motors. Der 500 SL animiert weit weniger zu hohen Drehzahlen, auch wenn er jederzeit zum Sprint bereit ist. Er beeindruckt sehr mit der Kraft, mit der er schon bei niedrigen Drehzahlen anschiebt, begleitet vom typischen V8-Blubbern. Noch mehr schiebt der V12 im 600 SL bereits ab der Leerlaufdrehzahl an, ohne dabei übermäßig kernig zu werden. Das beeindruckt, zumal diese Variante die exklusivste und seltenste von den dreien ist.
Hinter Vlissingen beginnt der schönste Teil unserer Route. Ab Westkapelle orientieren wir uns an der Küste und treffen immer wieder auf schöne Ausblicke auf Meer, Strand und Landschaft. Manche Strände sind bereits gut besucht von Familien mit kleinen Kindern, andere wirken noch sehr naturbelassen. Ohne Frage könnte man hier des Öfteren anhalten, spazieren gehen, baden oder Kaffee trinken, aber wir fahren weiter.
Gegen 18 Uhr erreichen wir nach rund 300 Kilometern den Hafen von Rotterdam und fahren von der Nordseite aus in die Innenstadt. Wir sind uns einig: Rotterdam ist viel besser als sein Ruf, eine tolle europäische Großstadt. Die Architektur beeindruckt uns genauso positiv wie das Leben in der Stadt an einem warmen Sommerabend. Der große, traditionsreiche Hafen hat Rotterdam im Laufe der Jahrzehnte zu einem echten, kulturellen „Melting Pot“ werden lassen. Wir geniessen die lebhafte Innenstadt und sitzen noch bis rund ein Uhr in der Nacht inmitten zahlreicher Menschen draußen in einem der vielen Restaurants. Anschließend übernachten wir im bekannten „Hotel New York“ direkt am Wasser, das von der Innenstadt aus fußläufig erreichbar ist.
Nach einem ausgiebigen Frühstück steht die Heimfahrt an. Zwei der drei SL müssen aber vorher noch tanken, um sicher wieder zurück nach Mönchengladbach zu kommen.

Eines gelingt tatsächlich nur dem SL mit dem kleinsten Motor des Trios: Nach 600 Kilometern Fahrt ist der Tank im 300 SL-24 immer noch mehr als ein Viertel voll, obwohl er in den Niederlanden nicht nachgetankt hat. Der nächste Tankstopp hat für ihn auch nach der Ankunft zuhause noch Zeit…

Habt Ihr diesen Sommer auch schon einen Roadtrip mit dem Youngtimer unternommen? Wohin wart Ihr unterwegs? Ich freue mich wie immer über Eure Kommentare unter dem Beitrag!