
Nach einem intensiven Jahresendspurt ist es schön, am vierten Adventswochenende Ruhe, Entspannung und Freude zu finden – und schlicht abzuschalten. Unsere wunderbare Lösung dazu ist ein letzter Youngtimer-Trip für dieses Jahr in die belgischen Ardennen (wie übrigens auch vor genau zwei Jahren, siehe in diesem Artikel). So ging es Freitagnachmittag gegen 17 Uhr mit Familie und Freunden los, unterwegs in unserem Jaguar Daimler V8 (Baureihe X308) und im BMW 750i (E32). (Das ist auch insofern eine dankbare Kombination, als dass wir mit unseren drei Kindern gar nicht alle in den Jaguar passen, der nur vier Sitzplätze hat.)
Für mich ist das eine gute Kombination zum Entschleunigen. Unterwegs im Youngtimer (die Ausfahrten mit dem Jaguar sind in diesem Jahr wieder einmal viel zu kurz gekommen), zusammen mit Familie und Freunden, ins südliche Belgien, wo man sich nach nur zweieinhalb Stunden Fahrt von zuhause eben richtig wie im Ausland fühlt.


Die Route führt uns über 225 Kilometer vorbei an Roermond und Maastricht in den Niederlanden, dann passieren wir Lüttich und Namur in Belgien. Irgendwann geht es ab von der Autobahn und über die kurvigen Landstraßen der Ardennen. Die Waldstücke wirken so dunkel und einsam, dass es sich bei unserer Ankunft schon viel später anfühlt als 19:45 Uhr. Beide Autos sind wunderbar gelaufen – sie bieten genug Platz, laufen leise und kraftvoll, und fühlen sich sicher an. Und die Abwesenheit moderner Software-Assistenten passt zum fahraktiven Charakter einer Ausfahrt.


Nach einer gemütlichen Übernachtung mit anschließendem Frühstück machen wir uns auf zu einer kleinen Tour. Wir wollen uns unter anderem die Abtei in Chimay ansehen und auch das gleichnamige Bier kaufen für eine Verkostung am Abend.
Unsere Tour ist entspannt und wir genießen die zumeist freie Fahrt auf den Landstraßen. Die Sonne bekommen wir am Samstag aber leider nicht zu sehen.


Das Besondere am Chimay-Bier ist, dass es ein echtes Trappistenbier ist: Es wird innerhalb der Abtei von Chimay unter Aufsicht der Mönche gebraut, und die Erlöse dienen dem Unterhalt des Klosters sowie sozialen Zwecken. Es ist offenbar eine von weltweit nur dreizehn Brauereien, die Trappistenbier herstellen.


Typisch für die südlichen Ardennen sind weite, bewaldete Höhenzüge, durchzogen von schmalen Flusstälern, in denen sich kleine Dörfer mit Schieferdächern an die Hänge schmiegen. Dazu prägen dunkle Nadelwälder, moorige Hochflächen und immer wieder überraschende Ausblicke über offene Wiesenlandschaften die Szenerie.
Die Landstraßen der belgischen Ardennen sind wie gemacht für aktives Autofahren: Langgezogene Kurven, stetige Höhenwechsel und relativ wenig Verkehr. Die engeren Kurven fordern Konzentration und belohnen mit einem Fahrerlebnis, das besonders mit klassischen Automobilen seinen Reiz entfaltet.

Fehlt jedoch (wie an diesem Wochenende) die Sonne, wirkt die winterliche Landschaft mit ihren dunklen Wäldern, dem grauen Himmel und den braunen Gräsern rau und beinahe melancholisch – trist und zugleich faszinierend.

So sind wir am Samstag im leichten Dauer-Nieselregen entlang der belgisch-französischen Grenze unterwegs. Wir kommen unter anderem durch die Gemeinde Momignies; sie ist der einzige Ort in ganz Belgien, dessen Wasser über die Oise in die Seine und dann in den Ärmelkanal fließt, während der Rest Belgiens in die Nordsee entwässert.

Wir waren übrigens überrascht, wie günstig es sich im Grenzgebiet tanken lässt. Für einen Liter Super Plus haben wir bei Esso lediglich 1,635 Euro bezahlt.


Am Sonntagvormittag machen wir uns auf in Richtung Heimat. Während wir nördlich Richtung Namur unterwegs sind, sehen wir dann tatsächlich das erste Mal auf unserem Kurztrip die Sonne. Nett 🌞

Beide Autos – der BMW 750i und der Jaguar Daimler V8 – machen auf den Landstraßen viel Spaß. Sie liegen für Autos im Alter von 25 bzw. 36 Jahren überraschend gut in der Kurve, ihre Aggregate machen beim Beschleunigen durch Kraft, Laufruhe und ihre kernige Akustik schlicht Spaß, und man reist auch heute noch sehr komfortabel.

Während wir ein letztes Mal an diesem Sonntag über die Landstraßen düsen, denke ich am Steuer des X308 mit einem Grinsen an den ersten Test dieses Modells in der auto motor und sport 20/1997. Dort kamen die Tester bezüglich seines Fahrwerks zu folgendem Votum:
NICHT DIE MOTORISCHEN BELANGE SIND DAS STÄRKSTE AM JAGUAR, DIE EIGENTLICHE ÜBERRASCHUNG LIEFERT DAS FAHRWERK. DENN DER NEUE XJ BESCHLEUNIGT NICHT NUR WIE EIN BMW, ER LIEGT AUCH WIE EIN BMW. UND DAS HÄTTE MAN IHM ANGESICHTS DER DURCHWACHSENEN FAHREIGENSCHAFTEN DES VORMODELLS AM WENIGSTEN ZUGETRAUT.

Bei einer Youngtimer-Ausfahrt lassen sich unsere beiden Autos mit ihren vier runden Lampen im Rückspiegel ganz einfach vom übrigen Verkehr unterscheiden. Ich finde, dass ihre Linienführung und Präsenz deutlich aus der modernen Masse herausstechen. Beide wirken im Rückspiegel sportlich-elegant, mit einer Ausstrahlung, die einfach zeitlos ist.


Zuhause angekommen verrät der Bordcomputer im Jaguar X308 uns die Eckdaten der Tour von Freitagabend bis Sonntagmittag: Wir haben rund 600 Kilometer zurückgelegt, dabei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 75 km/h erzielt und im Mittel 10,8 Liter auf 100 Kilometern verbraucht. Für den 4-Liter-V8 im Daimler V8 ist das schon ein ziemlich guter Wert – hier machen sich die 400 Kilometer auf den niederländischen und belgischen Autobahnen mit Tempolimits zwischen 100 und 120 km/h am Ende positiv bemerkbar!

Zuhause angekommen ist noch genug Zeit, um die vierte Kerze am Adventskranz zu genießen.











