
Alpina-Fahrzeuge haben mich bereits in den 90er Jahren sehr fasziniert. Vielleicht war die Marke in dieser Dekade sogar auf ihrem Zenit angekommen: Von 1963 bis 1977 war Alpina zunächst ein Tuner. Ab 1978 galt Alpina als Hersteller, die offizielle Registrierung beim Kraftfahrtbundesamt folgte 1983. Die Fahrzeuge, die Alpina auf BMW-Basis in den 80er Jahren entwickelte und produzierte, waren klasse – in den 90er Jahren brachte Alpina aber tatsächlich wegweisende Innovationen auf den Weg und positionierte sich im Olymp der Premiummarken.
Alpina-Highlights der 90er Jahre
Wenn es um die Alpina-Highlights der 90er geht, kommen wir am B10 Bi-Turbo nicht vorbei. Das Modell entstand auf Basis des BMW 535i und wurde von 1989 bis 1994 produziert. Der Reihensechszylinder des 535i wurde mit 2 wassergekühlten Garrett-Turboladern aufgeladen. Um auf die damals enorme Leistung von 360 PS zu kommen, waren aber noch etliche technologische Besonderheiten erforderlich, die in diesem Wikipedia-Artikel zum B10 Bi-Turbo eindrucksvoll beschrieben werden – bis hin zur eigens für den B10 Bi-Turbo entwickelten Hinterachskühlung!

Mit seinen technischen Raffinessen war der B10 Bi-Turbo bei seiner Markteinführung die leistungsstärkste Serienlimousine der Welt. Außerdem war er zeitlebens der schnellste deutsche Serien-Pkw. Erst „posthum“ wurde er 1995 vom Porsche 911 Turbo überflügelt, als dieser im 993 ebenfalls mit zwei Turboladern ausgerüstet wurde.

Im letzten Produktionsjahr 1993/1994 wurde seine Ausstattung nochmal erweitert. Zur serienmäßigen Ausstattung gehörten nun die breite Niere der E34 V8-Modelle, eine komplette Wasserbüffelleder-Ausstattung, blau hinterlegte Instrumente und einiges mehr, wie der nachfolgende Flyer aus dem Jahr 1993 darstellt.

Billig war ein B10 Bi-Turbo nicht: Mit 165.000 DM kostete er 1993 deutlich mehr als ein Mercedes E500, der mit seinen 320 PS bei einem Listenpreis von 145.590 DM lag!
Die Innovationsserie von Alpina setzte sich in den 90er Jahren eindrucksvoll fort: 1993 ermöglichte Alpina es dem Fahrer mit der Switch-Tronic, ein Automatikgetriebe am Lenkrad mittels Schalttasten manuell zu schalten. Was heute ein Standard ist, wurde von ALPINA als erstem Hersteller weltweit in Serie angeboten. Porsche folgte im Jahr 1994 mit der Tiptronic S.

Wer noch etwas tiefer in die Modellhistorie von Alpina eintauchen will, findet auf dieser Seite von Alpina eine übersichtliche Aufführung aller Modelle mit ihren technischen Daten.
Alpina-Modelle blieben seltene Fahrzeuge, deren Stückzahlen je Modell immer mittels Plakette im Auto hochgezählt werden. Besonders selten war zum Beispiel der Alpina RLE auf Basis des Z1, von dem Alpina nur 66 Stück gebaut hat. (RLE stand übrigens für „Roadster Limited Edition“.)

Bis heute hat Alpina als Automobilhersteller in seiner gesamten Historie etwas mehr als 40.000 Fahrzeuge produziert, eine mehr als überschaubare Anzahl. Interessant: Das „Alpina-Archive“ listet dazu nicht nur die Produktionszahlen je Modell auf, sondern ermöglicht es dank der eingeschworenen Alpina-Community sogar, rund 66% der produzierten Fahrzeuge einzeln mit Foto aufzurufen!
Wie viele Alpina aus den 90er Jahren sind aktuell im Angebot?
Alpina waren seltene, exklusive Fahrzeuge. Dementsprechend rar sind sie heute auf dem Youngtimer-Markt. Aber wie viele Autos sind konkret auf dem Markt?
Ich habe die Alpina-Inserate mit Erstzulassung in den 90er Jahren und Standort Deutschland bei mobile.de gezählt, was nicht allzu lange gedauert hat:
aus den 1990er Jahren sind aktuell inseriert!
Um diese Zahl einzuordnen: Wenn man alle Porsche 911 aus demselben Zeitraum aufruft, stößt man auf 206 Fahrzeuginserate. Das ist mehr als zehn Mal so viel und zeigt, wie rar Alpinas auf dem Markt sind. (Natürlich ist auch klar, dass viel mehr Porsche 911 als Alpina produziert wurden.)

Werfen wir einen Blick auf das Preisgefüge der aktuellen Alpina-Inserate bei mobile.de:
Gegenwärtig liegen drei Alpina-Inserate aus den 90er Jahren über 100.000 Euro. Dabei handelt es sich um ein Alpina B12 5.0 Coupé und zwei Alpina B10 Bi-Turbo. Immerhin zehn von 16 Fahrzeugen liegen unter 50.000 Euro. Der durchschnittliche Preis eines Alpina aus den 90er Jahren liegt bei 57.000 Euro. Im Angebot dominieren die Alpina auf Basis der 5er-Modelle E34 und E39 – nur bei fünf von 16 handelt es sich um andere Modelle (konkret drei E36, ein E31 und ein E32).
Das obere Ende der Preisskala im Alpina-Angebot
Der höchstpreisige Alpina im aktuellen Angebot ist das B12 5.0 Coupé auf Basis des 850i. Bei diesem Modell scheint es sich um ein gepflegtes Fahrzeug zu handeln, das bei einem stolzen Preis von knapp unter 200.000 Euro liegt.

Die Plätze zwei und drei der Alpina mit den höchsten Preisen werden von zwei B10 Bi-Turbo belegt (einer davon mit einer Laufleistung von 311.000 km). Beide werden knapp oberhalb von 100.000 Euro angeboten.

Das untere Ende der Preisskala im aktuellen Alpina-Angebot
Am unteren Ende der Preisskala findet sich ein Alpina B10 3.5 von 1990 mit 254 PS (er wurde wie der Bi-Turbo auf Basis des 535i aufgelegt, verfügt aber nicht über einen Turbo). Autos wie dieses Angebot mit hoher Laufleistung, aber mutmaßlich passablem Zustand, werden derzeit beginnend bei rund 25.000 Euro angeboten.

Unterhalb von 25.000 Euro gibt es einzelne Fahrzeuge, bei denen im Inserat fairerweise bereits die Mängelliste beiliegt, so wie bei diesem B10 3.2 Touring. Er basiert auf dem 528i Touring der Baureihe E39, und seine Mängelliste umfasst die folgende Punkte: Gasanlage deaktiviert, Xenonlampen schwach, Schweller hinten rechts und Heckklappe zeigen Rost, ABS-Lampe leuchtet, und die Niveauregulierung zeigt Fehler. Kurzum, ein Projektauto, das mit 11.500 Euro am untersten Ende der Alpina-Range angesetzt ist.

Das preisliche Mittelfeld im aktuellen Alpina-Angebot
Ich habe bei meinen Marktanalysen immer wieder den Eindruck, dass rund um den Durchschnittspreis eines Youngtimer-Modells die interessantesten Angebote zu finden sind. So empfinde ich es auch bei diesen 16 Alpina-Inseraten: Für unter 50.000 Euro gibt es einen 1999er Alpina B10 V8 4.6 auf Basis des 540i (E39) aus erster Rentnerhand und mit lediglich 82.000 km Laufleistung (laut Inserat).

Ich finde, das ist ein interessanter Alpina-Youngtimer – zugegebenermaßen nicht ganz so legendär wie der B10 Bi-Turbo, aber als hochmotorisierte V8-Limousine nichtsdestotrotz ein Kraftpaket, das viel Faszination ausüben dürfte.
Mein Fazit
Mich faszinieren die Alpina-Modelle der 90er Jahre heute noch genauso wie damals! Das rare Angebot verstärkt diesen Effekt – ich wüßte nicht, wann ich zuletzt einen Alpina aus dieser Zeit auf der Straße gesehen hätte. Ich muss aber auch zugeben, dass das hohe Preisniveau Grund dafür ist, dass ich gedanklich nicht allzu ernsthaft mit der Versuchung eines Alpina-Youngtimers schwanger gehe. Für ein gutes, gepflegtes Auto sind schnell 50.000 Euro fällig, und das ist bis auf weiteres nicht meine Preisklasse… Schade eigentlich 😉
Wie seht Ihr die Alpina-Youngtimer? Faszinierend und erstrebenswert, oder doch nur überteuerte BMWs? Wie immer freue ich mich über Eure Kommentare unter diesem Beitrag!