
Als ich meine heutige Frau kennenlernte, waren wir beide frisch ins Berufsleben gestartet. Ich fuhr einen nautikblauen Mercedes C220, sie einen weißen Renault Twingo der ersten Generation. Beide Autos waren über zehn Jahre alt, und insbesondere der Twingo war für uns schlicht ein kostengünstiger, eher karger Gebrauchtwagen. Es war gefühlt ein Riesenschritt, ihn verkaufen und gegen einen VW Golf IV Variant Comfortline tauschen zu können. Damals, als wir auf ihn angewiesen waren, hatte der Twingo wenig faszinierendes an sich. Heute, im Rückblick mehrerer Jahrzehnte, ist das anders. Der Renault Twingo ist der Renditestar der Youngtimerszene! 😊
Die Zeitschrift Motor Klassik und Classic Analytics haben berechnet, welche Youngtimer in den vergangenen 12 Monaten den höchsten prozentualen Wertzuwachs erzielt haben. Der Renault Twingo konnte seinen Preis in diesem Zeitraum verdreifachen! Er stieg von 1.200 Euro auf 3.500 Euro (hier der Link zum Beitrag).

(Bildquelle: auto-motor-und-sport.de)
Der erste Twingo ist nicht nur im Wert gestiegen, er ist auch überraschend rar geworden auf unseren Straßen. Man führe sich folgende Statistik vor Augen: Vom Twingo der ersten Serie, der von 1993 bis Anfang 2007 gebaut wurde, wurden seinerzeit mehr als eine halbe Million Fahrzeuge (!) in Deutschland verkauft. Stand heute sind von ihm lediglich noch 669 Angebote bei mobile.de gelistet. Wo sind die bitte alle hin?
Aber die Statistik geht noch weiter: Wie viele von diesen 669 Angeboten entstammen der (heute besonders gefragten) ersten Bauform vor dem Facelift, die bis Sommer 1998 gebaut wurde? Ganze 28 Fahrzeuge! Die übrigen 641 Fahrzeuge sind Nach-Facelift-Modelle…
Ähnlich übersichtlich wie das Angebot an Ersterien-Twingo war übrigens auch die Twingo-Preisliste aus dem Jahr 1993. Das Auto kostete neu rund 16.000 DM, und es gab zu Beginn drei Extras: Das Panorama-Faltdach für 750 DM, eine Metallic-Lackierung für 450 DM und eine Klimaanlage für beeindruckende 2.200 DM. Zur Farbwahl standen vier poppige Standardlackierungen (Indisch-Gelb, Ozean-Blau, Korallen-Rot und Schilf-Grün) sowie drei Metallic-Lackierungen (Amethyst, Perlmutt-Schwarz, Perlmutt-Rot). Das wars.
Wenn man die 669 heute im Angebot befindlichen Twingo nach ihrem Preis sortiert, stellt man (nunmehr wenig überraschend) fest, dass die teuersten Twingo am Markt ebenfalls frühe Modelle sind.
Das hier ist gegenwärtig der teuerste Twingo bei mobile.de: Ein 1994er Modell von privat mit 76.000 km für 6.9000 Euro im kultigen Korallen-Rot. Es ist in dem Zustand ein sehr seltenes Auto geworden, aber der Preis ist beeindruckend hoch. Versuchen kann man es natürlich…


Immerhin über 1.000 Euro günstiger ist die Nummer zwei am Markt, ein Twingo aus Februar 1995 in Schilf-Grün. Er hat drei Vorbesitzer, eine Laufleistung von 121.200 km und wird vom Youngtimer-Händler Garage Blanc in Gelsenkirchen aktuell für 5.890 Euro angeboten.


Preislich vergleichbar ist dieser Twingo in Indisch-Gelb, der für 5.500 Euro in Budapest angeboten wird. Er wurde laut Inserat im Oktober 1994 in Ungarn erstzugelassen und war bis 2023 in erster Hand. Die Laufleistung wird mit 130.000 km angegeben und er steht auf den Fotos ebenso verlockend da wie die beiden vorherigen Angebote.


Interessant finde ich, dass die Erstserien-Twingo nach dem Facelift derzeit (noch?) durchweg so viel günstiger angeboten werden. Dieses Modell mit gehobener Ausstattung (Ledersitze, Faltdache, Halbautomatik) aus dem Jahr 2003 zum Beispiel hat 107.000 km gelaufen und wird für 2.990 Euro inseriert.


Mich haben vor allem zwei Dinge beeindruckt: Zum einen, wie wenig „gute“ frühe Twingo der ersten Serie es nur noch gibt, und zum anderen, wie merklich deren Preise bereits angezogen sind.
Der Twingo hat sich eindeutig von einem billigen, kargen Gebrauchten zu einem sympathischen Youngtimer mit Seltenheitswert entwickelt!
Wie seht Ihr den Twingo heute? Ich freue mich über Eure Kommentare unter dem Beitrag!
Mein erstes Auto war ein Facelift Twingo, Bj. 2005, mit Klimaanlage (die leider kaputt war), Originalradio, ohne Panoramafaltdach, mit Zentralverriegelung, mit gerade einmal 64.000 km. Das Auto hat mich 2015 ganze 2.000 Euro gekostet. Nach einem kleinen Unfall ein paar Wochen nach Kauf, bekam ich von der Versicherung mehr als den Kaufpreis wieder zurück. Außer ein kaputtes Drosselklappensteuergerät, wodurch aber die Werkstatt gleich die ganze Drosselklappe ein paar durchgefressene Zündkabel hatte ich nie Probleme mit dem Auto. Optisch fand ich es nie besonders ansprechend. Sympathisch, aber immer belächelt. Heute finde ich das Auto noch genialer. Dsa Innenraumkonzept und die einfache Technik steht ganz in Tradition anderer französischer Kleinwagen. Einfach ein super tolles Auto! Vielleicht macht es Sinn sich jetzt noch ein schönes Modell mit wenig Kilometern für einen schmalen Taler zu kaufen.